Montag, 9. Mai 2011

2 Tage Quito. Alles ist anders als in Cuenca.

Nach einem 40min-Flug war ich am Samstag in Quito angekommen. Ich habe der Ortskenntnis des nächstbesten Taxifahrers vertraut (und natürlich den Preis vorher ausgehandelt) - und ihn gefragt, was er mir den im "La Mariscal" (also quasi in der Innenstadt, nicht der Altstadt) für ein Ho(s)tel economico empfehlen kann. Er brachte mich zu einem von außen ziemlich klein und nicht besonders gut aussehendem Hotel (aber das ist mir eh nicht wichtig). Drin wartete hinterm Tresen schon eine ziemlich dicke Frau, und erklärte mir, dass das Einzelzimmer mit Frühstück 20 USD die Nacht kostet. Hmm, nicht gerade das billigste, aber, sind ja nur zwei Nächte. Die Frau kann sich, so wie sie da saß natürlich nicht bewegen, daher hat mich ein extrem schmaler und kleiner Ecuadorianer (mit fiesem Küstendialekt) zum Zimmer geführt. Interessante Einrichtung: Spiegel an der Wand, Spiegel im Bad (ok, das ist normal), und Spiegel an der Decke über dem Bett! Einen Kleiderschrank gabs nicht, ist in dem Business, in dem das Hotel sonst wohl genutzt wurde (wird?) wohl auch nicht notwendig........

Am Abend (nach dem ich wenig experimentierfreudig dem lokalen Burger King einen Besuch abstattete) stand ich erstmal vor verschlossener Tür des Hotels. Toll, wenn man extra den Schlüssel in der Rezeption abgegeben hatte; also nochmal hin zu Burger King, ein Eis gegessen und wieder zurück zum Hotel. Dieses war nun offen und mir wurde die Klingel gezeigt, falls ich wieder nur das Gitter sehen würde. Eigentlich easy.
In der Lobby war ein Pärchen mit einer Flasche Zhumir. Nette typen, etwas durchgeknallt - sie (ca. 30) aus Loja (Südecuador), er aus Frankreich (ca. 23 und hatte sie wohl bei einem Austauschjahr kennengelernt). Sie ist Mutter eines ca. 7 jährigen Kindes, und der Franzose (ist übrigens nicht der Vater), ist mit ihr seit 1,5 Jahren zusammen und hat ihr einen Heiratsantrag vor seiner Abreise nach Frankreich (tags drauf) gemacht. Sie hat übrigens abgelehnt. Sie meinte es fühlt sich nicht richtig an, hat sie mir erzählt, als er mal kurz weg war. Etwas später, wir drei haben uns ziemlich gut unterhalten und mein Spanisch hat den Smalltalktest bestanden, fing er dann an sich zu beschweren, dass sie zu viel trinkt. Eine Flasche Schnaps (ich hab natürlich auch mitgetrunken, ca. 1/5) zu dritt ist natürlich nicht wenig, aber sicher auch nicht der Weltuntergang. Wenig später kam dann der Sohn der Dame aus dem Zimmer in die Lobby gelaufen, hat der Mama die Zigarette aus der Hand gerissen und sie mitgezerrt, und ihr unmissverständlich klar gemacht, sie solle doch ins Bett gehen. Hmm, so funktioniert Erziehung anscheinend auch (oder eben gerade nicht?).
Habe alle 3 am nächsten Tag nicht mehr gesehen, weiß also nicht, was aus dem sich entwickelnden Streit des Pärchens geworden ist...

Dafür habe ich dann in der Lobby einen Venezolaner kennengelernt. Sehr redselige Natur. Er ist augenblicklich mit seiner Mutter auf Reisen für 2-3 Wochen (und er ist übrigens 30 Jahre alt), interessant, ne? Aber es ist ja am Sonntag übrigens auch gerade Muttertag gewesen (ich hoffe alle haben fleißig ihren Müttern gratuliert?? :-))
So haben wir den ganzen Sonntagvormittag damit verbracht, über Venezuela, Kolumbien, die Küste, Hugo Chavez und muchas otras cosas zu philosophieren. Und zum Mittagessen gab es kolumbianisches Rinderfilet! Was für ein Schmaus! Mindestens so gut wie Argentinisch (bzw. was einem in Deutschland als Argentinisches Rind verkauft wird). Nach einem ausgedehnten Mittagsschläfchen sind wir dann noch in die Historische Altstadt gelaufen und haben z.B. die nachts schön beleuchtete Basilika gesehen. Wenn man sich (z.B. wie ich in einer Spanisch-Schule) einen kleinen Spanisch-Grundstock aufgebaut hat, lernt's sich so dann leichter als in der Schule. Das jedenfalls sagt mir das Gefühl...

Leider galt noch immer Ley Seca (wortwörtlich: trockenes Gesetz, heißt: kein Alkohol!), das wegen der Wahl schon am Freitag anfing und bis Sonntag abend noch andauerte - die italienische (mas o menos) Lasagne zum Abendessen war aber auch ohne Rotwein, sondern frischem Himbeersaft, gut genießbar. 
Anscheinend (falls man das extrapulieren darf) sind Venezolaner äußerst herzliche Leute. Deivis jedenfalls hat sich rührend gekümmert und nicht (wie andere) einfach nur lauter (statt langsamer) geredet, wenn ich was nicht verstanden habe. Außerdem hat er mich morgens um 7 geweckt, weil er dachte, ich würde sonst meinen Flug verpassen, und hat mir dann zum Abschied noch ein kleine Stofftasche ("Ecuador") mit ecuadorianischen Süßigkeiten geschenkt. No offense - aber so etwas habe ich in Cuenca nicht erlebt. Nicht, dass es dort unfreundlich ist -  aber ich vermute es gibt an Offenheit/Herzlichkeit/Gastfreundschaft ein Nord-Süd-Gefälle. Macht mich nur noch gespannter auf Kolumbien :)

Übrigens, endlich habe ich auch so eine Geschichte zu erzählen, bin ich in Quito Opfer vorsätzlichen Diebstahls geworden. Das heißt fast. Eine Gruppe Jugendlicher kam mir am hellichten Tag auf offener Straße entgegen, hat auf einmal auf mich wie wild eingeredet. Einer hat mich mit dem Arm am weiterlaufen gehindert, und in diesem Augenblick langte ein anderer in meine vordere Hosentasche und hatte meine Kamera in der Hand. Ging alles ziemlich schnell und ich dachte, sowas merkt man schneller. Aber zum Glück hatte sich der Langfinger dann doch etwas verhakt, somit eine Sekunde länger gebraucht als er durfte und ich hatte die Chance ihm die Kamera mehr oder minder wieder aus der Hand zu reißen. Glück gehabt, sollte eine Lehre sein...
Leider habe ich wirklich nicht nur Glück in Quito gehabt. Der Taxifahrer für die Fahrt zum Flughafen schien ein sehr  aufrichtiger, netter Kerl zu sein (auch wenn er mich zuerst für einen US-Amerikaner hielt). Aber wie ich feststellen musste, hat er sehr aufmerksam beobachtet, wo ich hinschaue und immer dann, wenn ich etwas länger aus dem Fenster geschaut habe, am Taximeter gedreht. Als ich ihm erklärte, dass diese Fahrt normalerweise aber nur 6 USD und nicht 10 oder 12 USD kostet hat er mir gesagt, ja, meist sogar nur 3-4 USD aber heute, heute war ja soooo viel Verkehr, deswegen zeigt das Taximeter so viel an. Die Lehre ist: auch wenn das Taximeter echt aussieht (und es überhaupt eingeschaltet wird!) sollte man eine Preisobergrenze vorher vereinbaren.

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