Mittwoch, 14. September 2011

Und noch ein bisschen mehr Peru. Und dann zurück.

So, meine Lieben. Nun also der wohl letzte Post auf diesem Blog.
In diesem möchte ich von meinen Erlebnisse auf einer 4 tägigen Wanderung im Norden von Lima (Peru) erzählen - dem Santa Cruz Trail. Der Santa Cruz Trail ist wohl der, nach dem Inkatrail, zweitbekannteste Wanderweg Perus. Ich habe diese Wanderung in einer Reiseagentur (Galaxia oder so ähnlich) in Huaraz gebucht, von dort aus sind wir wenige Stunden mit dem Van in die Berge, die Cordillera Blanca, gefahren. Der Trail führt durch das Santa Cruz Valley, nachdem man den Punto Union (4710m) als höchsten Punkt übertreten hat, vorbei am (lt. Deutschem Alpen Verein) schönsten Berg der Welt, dem Alpamayo.



Wir sind 7 "Touristen" gewesen, ziemlich international zusammengewürfelt, nämlich aus Südkorea, Holland, USA, Österreich und Peru. Dazu gabs noch unseren Guide, sowie den Koch und einen Eseltreiber - 5 Esel inklusive. Ja, richtig gelese, wir haben es uns eigentlich ziemlich leicht gemacht, und jeglichen Ballast (Schlafzelte, Essenszeit, Klozelt, Küchenzelt, Kochutensilien (inkl. Schürze und Serviettenhalter! beim Camping!), Essen, Sonstiges, ...) die Esel tragen lassen. Die haben das eigentlich auch ziemlich gut gemacht, bis wir zum Puncto Union kamen. Auf dem Weg nach oben, über Steinplatten und Felsen, die vom Schneeregen ziemlich glitschig waren, sind sie nämlich häufiger mal ausgerutscht. Zweimal sogar mussten wir auch mithelfen, den Eseln wieder "hochzuhelfen", ein recht unerwartetes und irgendwie komisches Ereignis.














Man muss also leider festhalten, dass wir kein besonders großes Glück mit dem Wetter gehabt haben. Eigentlich hat man die Stunden, in denen mal die Sonne schien, wohl an einer Hand abzählen können - in drei Tagen! Oft sind wir also im Regen/Schnee, und fast immer im Wolkenverhangenen unterwegs gewesen, manchmal etwas trostlos.
Und so trug es sich auch zu, dass die Folie über dem Gepäck auf den Eseln nicht immer gut abgedichtet hat, und ich gleich einen guten Start beim Losglück hatte, mir wurde nämlich der nasse Schlafsack zugelost. Nachdem unser Koch aber neben einem zünftigen 3-Gänge Abendessen über seinem Campingkocher jeweils auch meinen Schlafsack in der warmen Luft des Küchenzeltes trocknete, stellte sich das als kein größeres Problem mehr raus. Er war ja jetzt sogar angewärmt ;)
Auch am Morgen gab man sich eine rechte Mühe mit uns. Zwar nicht mit der Uhrzeit (wer will im Urlaub stets um 6 geweckt werden?), aber mit der Art und Weise. Wer bekommt denn zum Zeitpunkt des Weckens eine Tasse heißen Kokatee (mit Honig!) direkt ins Zelt reingereicht? Das hat für die Organisatoren natürlich auch den Vorteil, dass man nicht einfach sagen kann "ich komme gleich", sich dann nochmal umdreht, und einschläft. Die Gefahr wäre zu groß, dass man dann seinen Kokatee verschüttet, also rein damit, und man ist wach und für alle Schandtaten bereit :-)
(Frische Eier zum Frühstück tun dann ihr übriges!)
Am zweiten Abend, dem höchsten Übernachtungsort (4300m) bei Regen und Schnee, wurde es nachts dann bis zu -7°C kalt. Da merkte man dann schon, dass Juli auf der Südhalbkugel wirklich Winter bedeutet. Nachdem eigentlich alle anderen Mitläufer ins Bett gegangen sind, hat uns (also mich und Jeroin, der Holländer) unser Koch ("Julio") nochmal in sein Küchenzelt eingeladen (schön warm!!!) und  uns einen Andenwhisky ausgegeben. Das tut gut, sag ich euch. Ich weiß nicht, was da noch für Kräuter ergänzt werden, aber in der Quintessenz ist er halt insbesondere warm serviert und damit eine willkommene Wärmequelle. Im doppelten Sinne. Danach sind wir in die Zelte gestolpert, natürlich über verschiedene Schnüre, klar, gehört dazu. Ein bisschen Angst hatte ich zugegebenermaßen allerdings von den Füchsen die überall herumgerannt sind. Einmal irgendwo eingeleuchtet, hat man 2-3 Paare leuchtender Augen gesehen. Haben vermutlich nämlich auch Tollwut, aber unser Guide ("Miguel") sagte dann noch, dass es da wohl noch keine Vorfälle mit Touristen gab. Keine Ahnung.

Am nächsten Tag haben wir noch einen kleinen Abstecher gemacht zu einem Gletschersee (" Arhuaycocha") gemacht. Dort, das werde ich sicher nie vergessen, habe ich ungelogen 3 Schneelawinen gehört. Erst konnte ich das Geräusch nicht zuordnen, wie ein Donner, der halt nicht ein-zweimal Knallt, sondern dauerhaft ein starkes Basswummern von sich gibt. Dann habe ich eine Lawine sogar gesehen - schnell hatte ich mir einen Fluchtweg (Hauptsache irgendwo einen Seitenhang hoch) gesucht, als unser Guide mich beruhigte und sagte, so einfach kommt eine Lawine nicht auf die andere Seite des Gletschersees...



 Am dritten Tag sind wir dann am Alpamayo vorbeigekommen, leider ohne ihn sehen zu können. Deswegen oben ein Bild aus der Googlebildersuche ;-)
Dafür, und das Bild habe ich wieder selbst geschossen, haben wir den Artesonraju gesehen. Dieser Berg wurde von einem Fotographen von einem Zwischenlager auf dem Weg hoch zum Alpamayo auf der gegenüberliegenden Talseite fotografiert - die damals vor wohl ca. 80 Jahren entstandene Fotografie diente als Vorlage für den gezeichneten Berg bei "Paramount Pictures", im Vorspann vieler Hollywood-Filme.


Nach dem Abstieg am vierten Tag bin ich dann zurück nach Lima gefahren, habe noch ein paar Tage in dieser Stadt des wirklich guten Essens verbracht. So haben wir unter anderem Anticuchos gegessen, Rinderherzen, an einem Strassenstand. Und zwar nicht irgendein Strassenstand, sondern bei einer Dame, die laut Insidern die besten Anticuchos der Stadt (und damit der Welt) macht - man musste auch 1h vorher anrufen und vorbestellen. Schonmal bei einer Imbissbude telefonisch vorbestellt?!?

Dann hatte ich mir am Tag des Abflugs noch etwas den Magen mit rohem, in Zitronensauce eingelegtem, Fisch verdorben; dieses "Ceviche" muss man aber doch wirklich auch probiert (schmeckt nämlich trotzdem!) haben, dafür ist Peru, bzw. insb. Lima nämlich auch bekannt!
Und habe mich dann doch eigentlich insgeheim wieder auf Deutschland gefreut.

In diesem Sinne wünsche ich allen eine schöne Zeit, hoffentlich Einigen ein paar Anregungen und stehe bei Fragen gerne zur Verfügung :-)

Alles gute,
hasta pronto,

Euer Trabbie